Die Krankenhaus-IT meistert das

Die wachsende Vielfalt an Cloud-Diensten eröffnet der Gesundheitsbranche neue Möglichkeiten, stellt jedoch das IT-Personal vor Herausforderungen. Jürgen Flemming betont die Wichtigkeit von Notfallmanagement, technisch-organisatorischen Maßnahmen und Cybersecurity – und sieht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut vorbereitet. 

Das Angebot an Cloud-Diensten ist seit 2019 stark gewachsen, insbesondere die Vielfalt an IaaS-Angeboten. Es gibt schon mehrere Anwendungen, die ausschließlich über die Public Cloud verfügbar sind, vor allem im Bereich der einrichtungs- und sektorübergreifenden Kommunikation, beispielsweise Patientenportale. 

Die Nutzung dieser und weiterer Cloud- Dienste erfordert eine sorgfältige Planung der Datenspeicherung. Radiologien nutzen beispielsweise einen Ringpuffer für die Daten der letzten Monate. Dieser Puffer sollte vorerst intern aufbewahrt und nur die nicht-hochverfügbaren Daten in die Public Cloud verschoben werden. Wenn das gesamte PACS in der Cloud liegt, sollten mindestens zwei Anbieter für Datenleitungen zwischen der Public Cloud und dem Krankenhaus eine hohe Verfügbarkeit sicherstellen. 

Ein vorrausschauendes Notfallmanagement mit Backup-Prozessen stellt zudem den Zugriff auf das KIS und Ersatzsysteme sicher. Denn es gab bereits viele Zwischenfälle, bei denen das Internet für mehrere Stunden ausgefallen ist. Die Ursachen reichten von beschädigten Leitungen durch Erdarbeiten über Feuchtigkeit in der Nähe von Glasfaserkabeln bis hin zu Softwarefehlern im Rechenzentrum. Daher müssen die Ausfallprozesse regelmäßig geübt werden, damit das Personal im Notfall vorbereitet ist und angemessen reagieren kann. 

Cyberangriffe nur eine Frage der Zeit 

Die steigende Digitalisierungsquote deutscher Krankenhäuser infolge des KHZG birgt eine erhöhte Gefahr von Cyberattacken. Diese Angriffe können gravierende Auswirkungen auf den Krankenhausbetrieb haben und im schlimmsten Fall zur Evakuierung von Patienten führen, da die Weiterbehandlung nicht gewährleistet werden kann. Eine robuste IT-Infrastruktur sowie die Notfallprozesse gewährleisten auch im Notfall die Sicherheit der Patientendaten und einen reibungslosen Betrieb. 

IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für diese Herausforderungen vorbereitet. Die dazu benötigten Grundlagen werden im Medizininformatikstudium vermittelt, beispielsweise Kenntnisse zu HL7 und FHIR. Die Medizininformatik-Ausbildung muss sich weiterhin konsequent an den technischen Innovationen und Anforderungen ausrichten, und im Falle der Cloud beispielsweise ein besonderes Augenmerk auf das Schnittstellenmanagement legen, insbesondere bei der Verfolgung von Assets, wie dem Bettenmanagement, und der online Terminvergabe. 

Jürgen Flemming verfügt über weitereichende Erfahrung in der Krankenhaus-IT, u. a. als IT-Leiter beim Marienhospital Stuttgart und als Regionalmanager IT bei der Sana IT Services GmbH, wo er den Neubau des Sana Klinikums Biberach begleitete. Er ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Heilbronn und am Deutschen Krankenhausinstitut und engagiert sich beim KH-IT Verband als Pressereferent.