
Cloud ist zunehmend alternativlos
- TRANSFORMERS.health
- Januar 13, 2024
- GLOBALE TRANSFORMATION
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Fachkräftemangel, KHZG und technologische Fortschritte führen unausweichlich zu einer verstärkten Nutzung der Cloud. Jörg Studzinski hat konkrete Wünsche an Clouddienstleister, den Gesetzgeber und Krankenhausverantwortliche, um einen besseren Rahmen für die Cloud-Adaption zu schaffen.
Der Mangel an IT-Fachkräften und technischer Fortschritt bewegen Krankenhäuser dazu, sich „durch die Hintertür“ für Clouddienstleistungen zu entscheiden. Trotz rechtlicher Unklarheiten handeln viele Krankenhäuser nach dem Motto „Augen zu und durch“.

So stehen Krankenhäuser beispielsweise im Bereich der sektorenübergreifenden Vernetzung vor ungelösten Schnittstellenproblemen, die sie dazu zwingen, auf interoperable Plattformdienste zuzugreifen, die in der Regel in der Cloud betrieben werden. Deren Nutzung wird weiter zunehmen, da die Telematikinfrastruktur der Gematik viele nützliche Dienste bisher nicht unterstützt und auch in Zukunft nicht alle benötigten Services abdecken wird. Hinzu kommt, dass bestimmte Softwareprodukte ausschließlich über die Cloud angeboten werden. Nicht zuletzt verlangt auch das KHZG de facto den Einsatz der Cloud in einigen Förderkategorien und droht mit Strafen bei Nicht-Umsetzung. Die Cloudnutzung scheint daher zunehmend alternativlos.
Langzeitdaten zur Wirtschaftlichkeit fehlen
Der allmähliche Wandel in der Rechtsprechung erleichtert die Nutzung von Clouddiensten. Das Oberlandesgericht Karlsruhe entschied 2022, dass Auftraggeber grundsätzlich auf die Zusicherungen der IT-Dienstleister zur Datenschutzkonformität vertrauen dürfen. Die Landeskrankenhausgesetze in Bayern und Berlin wurden angePAsst, um externe IT-Dienstleistungen und Cloud-Lösungen unter bestimmten Bedingungen zuzulassen.
Die Wirtschaftlichkeit von Cloudlösungen ist allerdings weiterhin schwer zu beurteilen, da Langzeitdaten fehlen. Es ist anzunehmen, dass der Einsatz von Cloudlösungen unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll ist. Insbesondere kleinere und mittelgroße
Einrichtungen profitieren davon, da sie den steigenden Bedarf an Rechenleistung bei zunehmender Betriebskomplexität und Cybersicherheitsrisiken kaum mit den verfügbaren internen Ressourcen bewältigen können.
Allerdings werden Cloudlösungen finanziell benachteiligt. Sie werden von einigen Förderprogrammen nicht berücksichtigt, die nur die Anschaffungskosten nicht jedoch die Betriebskosten refinanzieren. Dabei müssen trotz Cloud Krankenhäuser weiterhin eigene IT-Ressourcen für lokale Systeme vorhalten, insbesondere jene zur Unterstützung lebenskritischer Maßnahmen und OPs.
Um eine effektive und sichere Nutzung von Clouddienstleistungen im Gesundheitswesen zu ermöglichen, ist es nun besonders wichtig, die Schnittstellenprobleme zu lösen und die rechtlichen Unklarheiten weiter anzugehen.
Jörg Studzinski ist Projektleiter für Digitalisierung im Verbund der AGAPLESION sowie Mitglied im nationalen Expertengremium des INTEROP Councils. Zuvor hat er als Director of Research and Advisory Services bei der HIMSS Krankenhäuser sowie Regierungsorganisationen in Europa und dem Nahen Osten in punkto digitale Reife evaluiert und beraten.