Es findet ein Umdenken statt

Cloud gewährt Zugang zu neuen Technologien und ermöglicht einen effizienteren Ressourceneinsatz, was gerade aus Nachhaltigkeitsgründen wichtig ist. Daher ist es sinnvoll, das Potenzial der Cloud zu erkunden, bevor man sich den Bedenken zuwendet, schlägt Heike Schröder vor. 

Cloud-Computing ermöglicht die Nutzung von virtuellen Maschinen, Serverless Computing und die schnelle Verarbeitung großer Datenmengen. Dadurch können mithilfe von KI neue Erkenntnisse gewonnen und Unterstützungssysteme für bessere Diagnose- und Therapieentscheidungen eingesetzt werden. 

Ein effizienterer Ressourceneinsatz und Skalierbarkeit sind weitere Vorteile der Cloud. Vorausgesetzt, dass die Compliance-Vorgaben und spezielle Anforderungen berücksichtigt werden, entfällt die Vorhaltung zusätzlicher Hardware im Krankenhaus weitgehend, da der Cloud-Anbieter genau über die benötigten Ressourcen verfügt. Darüber hinaus ist die Software stets auf dem neuesten Stand. Zudem trägt die Public Cloud durch die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen zur Energieeffizienz bei und unterstützt damit die Nachhaltigkeitsziele des Gesundheitswesens. 

Bei der Bewertung der Public Cloud sollten die Kosten einer Anwendung im SaaS-Modell mit denen im On-Premise-Modus verglichen werden. Die Größe des Krankenhauses, die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer, die tatsächliche Nutzungsdauer und das Preismodell des Cloud-Anbieters können zu unterschiedlichen Urteilen führen. 

Datenanalysten werden wichtiger 

Grundsätzlich verfügen die IT-Mitarbeitenden über die relevanten Fähigkeiten, mit Cloud zu arbeiten. Hardwarespezialisten müssen sich auf Cloud-Architektur einlassen und vertraut damit sein, diese zu entwerfen, zu bauen und zu überwachen. Wissen über Compliance, IT-Sicherheit, Skalierung und die Analyse des Ressourcenbedarfs sowie die Erfassung des Leistungsbedarfs sind wichtig, um gute Verträge aushandeln zu können. 

Zudem wird das Berufsbild des Datenanalysten immer wichtiger, es erfordert den Umgang mit und das Speichern von Daten sowie die Entwicklung maschinellen Lernens. Neben diesem technischen Können muss das IT-Personal die Anforderungen des Krankenhauses klar in Richtung Cloud-Anbieter kommunizieren können. 

Zuerst Potential erkunden, dann Herausforderungen evaluieren 

Die Umstellung auf Cloud in einem Klinikverbund bedeutet weniger Wandel für das Rechenzentrum als für die einzelnen Krankenhäuser, die ihre IT-Abteilung bislang vor Ort hatten. Trotz SLAs können die Reaktionszeiten für Softwarekonfigurationen im Vergleich zu Einzelhausbetreuung zunehmen und für Anwenderinnen und Anwender verringert die Standardisierung des Services die Möglichkeit, auf sehr individuelle Wünsche einzugehen. 

Als größte Bedenken der Gesundheitseinrichtungen in die Cloud zu wechseln, gelten nach wie vor Datensicherheit und -schutz. Es wäre aber besser, das große Potenzial der Public Cloud erst zu erkunden und in einem zweiten Schritt, die tatsächlichen Herausforderungen zu evaluieren. 

Diesbezüglich findet mittlerweile ein Umdenken statt – angestoßen vom KHZG und begünstigt durch Fachkräftemangel und Hardwarekosten. Leuchtturmprojekte wie im Krankenhaus Mainschleife, das sein KIS in die Public Cloud verlagert hat, zeigen deren Machbarkeit und beleben die Diskussion. So könnte sich auch die Einstellung gegenüber dem Datenschutz ändern – und Anwendungen gerade deswegen in die Cloud verlagert werden. 

Heike Schröder vereint als Krankenschwester, Medizin-Informatikerin und CHCIO Kenntnisse zu Krankenhausprozessen und IT und verfügt über langjährige Erfahrung als Beraterin bei KIS-Herstellern. Sie leitet die Stabsstelle Portfolio Strategy der Johanniter HealthCare-IT Solutions GmbH und entwickelt die digitale Ausrichtung der Johanniter-Krankenhäuser und -Fachkliniken mit.