Cloud muss überall und einfach zugänglich sein

Mehr als eine TechnologieDie Nutzung von Cloud ermöglicht die ständige Verfügbarkeit von Patientendaten, effiziente Prozesse und innovative Anwendungen. Um die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bewältigen, ist die Cloud unerlässlich und muss daher überall und einfach zugänglich sein. Wie können wir den Fortschritt beschleunigen? 

Aus Gesprächen mit Krankenhausleiterinnen und -leitern weiß ich von Bedenken gegenüber der Public Cloud, vor allem hinsichtlich der Datenschutzkonformität. Das Fehlen eines klaren rechtlichen Rahmens führt zu Unsicherheit und Grauzonen, da Datenschutz und Cloud durch unterschiedliche Anforderungen verschiedener Instanzen geregelt werden. 

Rechtliche Klarheit schafft schnellen Nutzen 

Die nationale und europäische Politik muss daher Klarheit schaffen und in eindeutigen, aber realistischen Richtlinien den Nutzungsrahmen abstecken. Ähnlich dem GSM-Standard würden diese „Leitplanken“ von allen akzeptiert – und die Gesundheitseinrichtungen müssen sich nicht mehr einzeln über diesen Aspekt den Kopf zerbrechen. Stattdessen können sie sich auf die technischen und organisatorischen Aspekte der Cloud konzentrieren, wie lokale Backups und die Auswahl der Cloud-Infrastruktur. 

Um Prozesse zu optimieren und von den Cloud-Daten zu profitieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Im klinischen Bereich stehen wir noch am Anfang. Daher ist es sinnvoll, einen lösungsorientierten, offenen und spielerischen Umgang mit den neuen Möglichkeiten zu wählen. Beispielsweise können IoT-Sensoren auf Infusionspumpen und Krankenhausbetten angebracht werden, um frühzeitig Unregelmäßigkeiten im Betrieb zu erkennen und Wartungsarbeiten durchzuführen. In der Pathologie erleichtert die Nutzung der Cloud auch das Diktat am Mikroskop: Durch die Verwendung eines Ambient-Mikrofons können Befunde direkt mithilfe von Spracherkennung in das KIS dokumentiert werden. 

Die Cloud ist sicher, 5G macht Tempo 

Die technische Infrastruktur der Public Cloud hält jeder Sicherheitsprüfung stand. Um leicht auf 

cloudbasierte Services zugreifen zu können, sehe ich vielmehr die technische Verfügbarkeit von industriestandardmäßigen Schnittstel-len (API) als wesentlich an. Erfreulicherweise stellen Anbieter dazu mittlerweile eine umfangreiche Palette an Programmierer-Tools zur Verfügung. 

Der Mobilfunkstandard der fünften Generation, 5G, wird den Weg in die Cloud erleichtern. 5G zeichnet sich durch die schnelle Übertragung großer Datenmengen, geringe Latenz, schnelle Informationsverbreitung und die Fähigkeit, eine deutlich höhere Anzahl von Endgeräten einzubinden, aus. Dadurch eröffnen sich zahlreiche potenzielle Anwendungsfälle, wie beispielsweise Echtzeit-Datenübertragung für Rettungsdienste. Notärztinnen und -ärzte könnten so vor dem Betreten der Patientenwohnung auf den medizinischen Kerndatensatz zugreifen, vorausgesetzt der Datenzugang wird von einer autorisierten Person freigegeben. 

LLMs vereinfachen Prozesse und entlasten das medizinische Personal 

Sprache bildet die Grundlage der Medizin und begleitet uns bei Konsultationen, Visiten, Tumorboards und der Informationsabfrage. LLMs werden dabei zum Gamechanger. 

Auf der Ebene der Datenerfassung können LLMs unstrukturierte PDF- Dateien lesen und deren Inhalt verstehen; Arztbriefe oder MRT-Befunde im PDF werden so ohne Barcodes lesbar. Arzt-Patienten-Gespräche werden automatisch transkribiert und die enthaltenen Informationen strukturiert erfasst. Und das medizinische Personal kann per Sprachabfrage auf Informationen in der Patientenakte zugreifen, beispielsweise den Zeitpunkt des letzten Flüssigkeitskonsums. 

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Cloud ist sinnvoll und ermöglicht eine Vielzahl neuer Unterstützungsmöglichkeiten in der medizinischen Praxis. Der Nutzen ist enorm, und das volle Potenzial ist noch nicht absehbar. Allerdings muss die Cloud verfügbar, stabil und finanzierbar sein, und dafür schaffen wir derzeit im Gesundheitswesen die Grundlagen. 

Dr. Markus Vogel ist Chief Medical Information Officer Nuance bei Microsoft.