KI-basierte Dienstplanung für mehr Attraktivität der Pflege

Als eines der ersten Spitäler in der Schweiz führt das Luzerner Kantonsspital (LUKS) eine durch künstliche Intelligenz (KI) automatisierte Dienstplanung im Schichtbetrieb ein. Diese Neuerung soll den Planungsaufwand deutlich reduzieren, mehr Zeit für Kernaufgaben freisetzen und die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen. Sie ist Teil einer Initiative, welche die Attraktivität des LUKS für Fachkräfte erhöhen soll.

Die eigene Steuerung von Präferenzen, Dienstwünschen und deren Auswirkung sowie die Hinterlegung von gesundheitsförderlichen Massnahmen tragen zur Qualität der Pläne bei. Das erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Michael Döring, CNO/Leiter Pflege und Soziales, LUKS

In einer Pilotphase wurde die KI-gestützte Dienstplanung erfolgreich auf einzelnen Pflegeabteilungen getestet. Aufgrund der positiven Ergebnisse wird nun ein sukzessiver Rollout auf sämtliche Abteilungen und Berufsgruppen im Schichtbetrieb mit Start Mitte 2024 geplant, mit dem Ziel einer flächendeckenden Umsetzung bis 2026. Die Projektpartner sind das Schweizer Technologieunternehmen Polypoint und Microsoft.

Der Einsatz von KI hat den Planungsaufwand um etwa zwei Drittel reduziert, was die Arbeit der Vorgesetzten erheblich erleichtert und die Qualität der Pflege für Patientinnen und Patienten verbessert. Die KI ermöglicht zudem eine stärkere Berücksichtigung der Dienstwünsche und Präferenzen der Mitarbeitenden, was einen weiteren wichtigen Schritt in der Initiative Magnet LUKS Gruppe – Spitäler mit Anziehungskraft darstellt.  

Ich erlebe weniger Änderungswünsche oder negative Rückmeldungen meiner Mitarbeitenden.

Franziska Bissig, Abteilungsleiterin

Konkrete Maßnahmen vor Ort müssen von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gestützt werden

Die Magnet-Inititiave zielt darauf ab, den Fachkräftemangel aktiv zu bekämpfen. Durch die Schaffung flexibler Arbeitsmodelle, attraktiver Arbeitsbedingungen und die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie strebt das LUKS danach, bestehende Mitarbeitende zu halten und neue Fachkräfte zu gewinnen. Zu den Maßnahmen zählen u.a. die Schaffung zusätzlicher Kita-Plätze, der Erhöhung der Zulagen und der Einführung attraktiver Laufbahnmodelle für eine bessere Karrierentwicklung der Pflegekräfte. Studierende in den nichtärztlichen HF/FH-Studiengängen erhalten eine Lohnerhöhung und das Konzept der „Silver Experts“ soll die Weiterbeschäftigung im Pensionsalter ermöglichen.

Im Deutschland ist die Not an Pflegefachkräften ebenfalls groß. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Die Versorgungslücke im Pflegebereich insgesamt könnte sich bis zu diesem Jahr auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte vergrößern. Trotz Programmen wie „Triple Win“ mit dem Deutschland seit 2013 Pflegepersonal aus dem Ausland anwirbt, wächst die Zurückhaltung internationaler Pflegekräfte gegenüber einer Tätigkeit in Deutschland. Dies berichtet die Frankfurter Rundschau und Bibliomed-Pflege. Die Gründe sind vielschichtig, doch ein signifikantes Hindernis bildet die wachsende Sorge vor Rassismus und Rechtsradikalismus in Deutschland.

Helfen können konkrete Maßnahmen welche die Rahmenbedingungen für ausländische Fachkräfte verbessern. Baden-Württemberg setzt mit der Unterstützung der Sprachförderung ausländischer Pflegefachkräfte bereits im Vorfeld ein positives Beispiel: das Land übernimmt die Kosten des Spracherwerbs im Ausland bis zu 3.000 Euro pro Pflegefachkraft. Initiativen, wie die des LUKS, gibt es auch von deutschen Krankenhäusern. Sie können mit ganz konkreten Vorteilen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen hierzulande beitragen und dafür sorgen, dass Pflegekräfte auch langfristig in Deutschland bleiben. Denn, so berichtete der Spiegel, sind die angeworbenen Pflegekräfte erstmal in Deutschland angekommen, wollen sie oft nur noch eines: „Schnell wieder weg.“