„Ist das Patientenportal Teil der digitalen DNA?“

Martin Eberhart, Vice President Hospital bei Doctolib, diskutiert Doctolibs Krankenhausportfolio und die wachsende Nachfrage nach digitalen Patienten- und Terminmanagement – Lösungen. Co-Building-Strategien und Blueprints helfen dabei technologische Innovationen zu verbessern und gleichzeitig Herausforderungen bei der Implementierung zu meistern, wie er am Beispiel der Sana Kliniken darstellt.

Themen in diesem Expertengespräch:

Teil 1: Doctolib als Teil von MeineSana: Gemeinsam für innovatives Patienten und Terminmanagement
Teil 2: Technische Innovation: Blueprints für IT-Rollout an mehreren Standorten.
Teil 3: Spezifischen Mehrwert schafften: Tiefe Integration in Krankenhausprozesse schafft greifbaren Nutzen für alle Akteure.
Teil 4: Die Schlüssel zum Erfolg: Co-Building, Blueprints und Finanzierungslösungen für offene Schnittstellen.

Erzählen Sie uns von Doctolib’s Partnerschaft mit den Sana Kliniken AG.
Unsere Partnerschaft mit den Sana Kliniken besteht seit mehreren Jahren. Sie hatte sich bisher auf den ambulanten Bereich konzentriert. Jetzt arbeiten wir innerhalb von „MeineSana“ an Themen des digitalen Patientenmanagements im Rahmen von KHZG Projekten – und zwar an bis zu 34 Krankenhäusern.

Die Sana Kliniken haben eine starke, patientenzentrierte Vision. Die passt gut zu der Vision von Doctolib. Und daher haben wir schon seit mehreren Jahren eine gute Partnerschaft.

Wie haben Sie Ihr Produktportfolio für Krankenhäuser erweitert?
Ursprünglich im ambulanten Sektor tätig, fokussieren wir jetzt auf die Fragestellung, wie Krankenhausprozesse aus der Patientensicht weitergedacht werden können. Unser Angebot umfasst Lösungen für patientenorientiertes Management und Terminmanagement, die über das hinausgehen, was viele von Doctolib kennen. So wurden wir zum Beispiel ein Teil von MeineSana oder stellen beim Evangelischen Krankenhauses Bethel das gesamte Patientenportal.

Was sind die technischen Herausforderungen bei der Implementierung?
Wir nutzen Blueprints für ein effizientes IT-Rollout. Wichtig ist, die Menschen in den Prozess einzubeziehen und Interoperabilität sicherzustellen. Wir arbeiten beispielsweise eng mit den IT-Teams von Sana zusammen, um eine Integration von unserer Lösungen in das Patientenportal zu gewährleisten und so eine hohe Nutzung zu fördern. Insellösungen wollen wir vermeiden.

Welche Lernerfahrungen haben Sie aus der Zusammenarbeit mit Sana gezogen?
Das KHZG hat Pragmatismus gefördert. Krankenhäuser sollten überlegen, ob sie ein Patientenportal nur für KHZG-Kriterien einführen oder es tiefer in ihre Strategie integrieren wollen, wie es Sana tut. Dabei müssen wir greifbaren Mehrwert schaffen, sowohl für Mitarbeitende als auch für die Geschäftsführung – aber vor allem für die Patientinnen und Patienten. Unsere Lösungen sind daher intuitiv und patientenfreundlich, während sie auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.

Wie tief muss Doctolib in Krankenhäusern für Patientensteuerung und -fluss integriert werden?
Die Integration muss umfassend sein. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz kommt Bewegung ins Gesundheitswesen. Interoperabilität ist entscheidend, und wir arbeiten daran, dass Doctolib leicht mit Krankenhausinformationssystemen kommunizieren kann. Diese tiefgreifende Integration entlastet Mitarbeiter und ermöglicht eine nahtlose Nutzung.

Ich wünsche mir eine Anschubfinanzierung für Schnittstellen und, dass Hersteller diese dann zum Selbstkostenpreis allen Krankenhäusern anbieten.

Wie sehen Sie die Rolle von Technologieanbietern in der Digitalisierung
Technologieanbieter spielen eine zentrale Rolle. Es braucht Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Praxistests. Die Herausforderung liegt oft in den Schnittstellen. Eine Anschubfinanzierung für Schnittstellen könnte hier hilfreich sein. Bei Doctolib ist diese Integration immer Teil unserer Preise, um Innovationen zu fördern.

Wie hat sich Doctolib auf dem deutschen Markt positioniert?
In zehn Jahren haben wir wichtige Probleme gelöst, insbesondere im Hinblick auf patientenzentrierte Lösungen. Durch Co-Building und enge Zusammenarbeit mit Anwendern haben wir hohe Nutzerakzeptanz und Zufriedenheit erreicht.

Co-Building ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie und ein Schlüsselelement unseres Erfolgs. Wir entwickeln neue Funktionalitäten in enger Zusammenarbeit mit Anwendern, um sicherzustellen, dass unsere Lösungen ihre Bedürfnisse genau treffen. Dieser Prozess ermöglicht es uns, direkt auf Feedback zu reagieren und Produkte zu entwickeln, die intuitiv, benutzerfreundlich und hochgradig anpassbar sind. Es ist ein dynamischer Prozess, der uns hilft, gemeinsam mit unseren Kunden kontinuierlich zu lernen und zu verbessern.

Welche Projekte stehen dieses Jahr an?
Ein Augenmerk liegt auf der Verwendung von Blueprints für effiziente Implementierungen in Krankenhäusern. Ein Schlüsselprojekt ist die Zusammenarbeit mit der Sankt Augustinus-Gruppe, wo wir unsere Blueprints erfolgreich angewandt haben. Diese dienen als Leitfaden für andere Krankenhäuser, um bewährte Praktiken und effiziente Prozesse zu übernehmen. Durch das Teilen dieser Blueprints bieten wir Orientierung und ermöglichen es Krankenhäusern, voneinander zu lernen und nicht alles neu erfinden zu müssen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person:
Martin Eberhart ist Vice President Hospital bei Doctolib in Berlin. Zuvor war er in leitenden Management, Vertriebs und Marketing Positionen tätig, u.a. bei Philips Healthcare, Nuance Communications und dem weltweit größten Gesundheits-IT-Verband HIMSS.