
Telemedizin europaweit auf dem Vormarsch
- TRANSFORMERS.health
- Dezember 9, 2023
- GLOBALE TRANSFORMATION
- Techview
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Österreich, Frankreich, Deutschland – Telemedizin hilft, die Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und des Fachkräftemangels in Europa zu bewältigen. Drei Beispiele verdeutlichen, wie dies geschieht.
Österreich setzt neue Prioritäten
Österreich verfolgt im Rahmen seiner bis 2030 ausgerichteten eHealth-Strategie den Ansatz „digital vor ambulant vor stationär“, mit Fokus auf die Digitalisierung des ersten Kontakts im Gesundheitswesen. Bis 2028 plant Österreich, etwa 14 Milliarden Euro für Gesundheitsreformen bereitzustellen, wobei der Schwerpunkt auf der Erweiterung digitaler und telemedizinischer Dienste liegt. Ziel dieser Reform ist es, eine qualitativ hochwertige Versorgung unabhängig von Ort und Zeit zu gewährleisten, die Arbeitsbelastung von Fachkräften durch Digitalisierung zu erleichtern und neue Rollen wie Community Nurses zu fördern, um eine nachhaltige, hervorragende Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Frankreichs logischer Ansatz außerhalb des Üblichen
In Frankreich leben 30,2% der Bevölkerung in sogenannten „medizinischen Wüsten“. Um dem Ärztemangel in ländlichen Gebieten entgegenzuwirken, richtet das Land etwa 300 Telemedizin-Praxen in Bahnhöfen unterversorgter Gebiete ein. Diese Einrichtungen bieten eine Reihe von Dienstleistungen an, darunter Video-Konsultationen, Impfungen und Bluttests, und werden von Krankenschwestern betreut, die unter der Fernaufsicht eines Arztes Impfungen verabreichen und Behandlungen durchführen können. Dieser Ansatz richtet sich sowohl an Pendler als auch an die lokale Bevölkerung und ist eine Kooperation zwischen der Groupe SNCF, dem nationalen Eisenbahnunternehmen Frankreichs, und dem französischen HealthTech-Unternehmen LOXAMED.
Telemedizin in Berlins Pflegeheimen
In Berlin ist das BlenCon-Projekt mittlerweile in acht Pflegeheimen in Betrieb. BlenCon bringt spezialisierte Versorgung, insbesondere Kardiologie, virtuell in Pflegeheime. Eine speziell geschulte Pflegekraft führt Untersuchungen durch, die von einem Kardiologen über Video angeleitet werden, unter Einsatz von Werkzeugen wie einem telemedizinischen Stethoskop. Diese Initiative, unterstützt durch das dreijährige Engagement der Techniker Krankenkasse, Deutschlands größter Krankenversicherung, zielt darauf ab, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern, organisatorische Belastungen für Gesundheitsfachkräfte zu verringern, die Behandlungsqualität zu erhöhen und eine bessere medizinische Zusammenarbeit zu fördern. Es ist ein wegweisender Ansatz, der demografischen Veränderungen und potenziellen Personalmangel adressiert und bei Erfolg möglicherweise Teil der regulären Versorgung wird.
WHO-Studie bestätigt Wirksamkeit
Eine Studie des WHO-Regionalbüros für Europa und der Universitat Oberta de Catalunya ergab, dass Telemedizin bei der Verwaltung chronischer Krankheiten wirksam ist und klinische Ergebnisse sowie die Nachsorge verbessert. Die WHO setzt sich für eine umfassende Implementierung der Telemedizin ein, um eine universelle Gesundheitsversorgung voranzutreiben und das Wohlergehen zu steigern. In der gesamten Europäischen Union hat sich der Einsatz von Telehealth-Diensten während der COVID-19-Pandemie beschleunigt. Die Mitgliedstaaten untersuchen nun, wie sie diese Dienste ausbauen und ihre finanzielle Nachhaltigkeit sichern können, indem sie die Gesetzgebung zur Kostenerstattung anpassen und regulatorische Rahmenbedingungen klären.