Daran müssen wir arbeiten

Bei der dritten Konferenz zu Klinischen Daten an der Bayerischen Akademie für Wissenschaften in München forderte Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke die Beseitigung der Barrieren für eine konsequenten Nutzung von Gesundheitsdaten. Mit konkreten medizinischen Beispielen stellte sie deren medizinischen Nutzen in den Mittelpunkt.

Ein zentrales Anliegen von Klinkhammer-Schalke ist die Zusammenführung und Standardisierung von Gesundheitsdaten. Die aktuelle Fragmentierung erschwert eine fundierte Versorgungsforschung erheblich. Trotz Fortschritten seit 2021, wie der Vernetzung von Registern, bleiben viele Datenquellen – etwa Patientenberichte und klinische Daten – ungenutzt. Dies dürfe man nicht länger hinnehmen. „Wir müssen viele Datenquellen nutzen und dafür zusammenführen dürfen, damit wir auch wirklich richtig schwierige Versorgungsfragen lösen können. Und nicht immer wieder dastehen und sagen, wir können es nicht beantworten, weil uns die Daten fehlen“, betonte sie.

Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke beschreibt die Aufgabe der klinischen Krebsregister. Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e.V.

Ein weiteres zentrales Thema war die Schließung von Evidenzlücken durch Registerdaten. Randomisierte Studien schließen oft ältere Patientinnen und Patienten aus, wodurch wichtige Erkenntnisse fehlen. Registerdaten bieten hier einen klaren Vorteil. So zeigte Klinkhammer-Schalke, dass eine Chemotherapie nach einer Darmoperation bei Patienten über 75 Jahren signifikante Ãœberlebensvorteile bringt. Ebenso hob sie hervor, dass hochwertige Daten unnötige Belastungen vermeiden helfen, wie bei kleinen gynäkologischen Tumoren, wo eine einfache Exzision des Tumors oft ausreichend ist – und Patientinnen dadurch verstümmelnde Operationen erspart bleiben können.

Besonders eindrücklich illustrierte sie dies am Beispiel der operativen Therapie bei Prostatakarzinomen. Daten zeigen, dass robotische und laparoskopische Verfahren vergleichbare Ergebnisse liefern. „Männer müssen sich also nicht zwangsläufig für das teurere, robotische Verfahren entscheiden, das oft nur in wenigen Kliniken verfügbar ist.“ Gerade in strukturschwächeren Regionen könnten laparoskopische Eingriffe eine gleichwertige und erschwinglichere Alternative sein.

Damit Daten vollumfänglich in der Gesundheitsversorgung genutzt werden können, müssen die rechtliche Rahmenbedingungen dringend angepaßt werden. „Die derzeitigen Vorgaben, auch im Gesundheitsdatennutzungsgesetz, erlauben zum Teil noch nicht die Nutzung der verfügbaren Datenschätze in der Routine und im wirklichen Leben. Daran müssen wir arbeiten“, appellierte Klinkhammer-Schalke zum Schluss ihres Vortrags.

Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke ist Direktorin des Instituts für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung an der Universität Regensburg. Quelle: Tumorzentrum Regensburg