
Ohne eine einzige zusätzliche ärztliche Stelle
- TRANSFORMERS.health
- Dezember 14, 2024
- GLOBALE TRANSFORMATION
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Bei der dritten gemeinsamen Konferenz zu Klinischen Daten der Bayerischen Staatsministerien für Gesundheit und Pflege, sowie für Wissenschaft und Kunst, diskutierten Expertinnen und Experten in der Akademie der Wissenschaften über die bessere Nutzung von Daten, um das Gesundheitssystem zu optimieren. Die Keynote kam von Prof. Dr. Felix Balzer, Chief Medical Information Officer (CMIO) der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Prof. Balzer machte auf die enormen Datenmengen im Gesundheitssystem aufmerksam: Jährlich entstehen in Deutschland 50 Petabyte an Gesundheitsdaten, überwiegend aus Krankenhäusern. Trotz dieser Fülle bleiben 97 Prozent der Daten ungenutzt, hauptsächlich wegen isolierter Datensilos, fehlender Interoperabilität und mangelnder Standardisierung. Dabei gilt: Daten verbessern das Gesundheitswesen, und zwar „ohne dass dafür eine einzige ärztliche Stelle oder ein Krankenhausbett geschaffen werden muss“, betonte er.
Daten verbessern das Gesundheitswesen, ohne dass dafür eine einzige ärztliche Stelle oder ein Krankenhausbett geschaffen werden muss.
Die bloße elektronische Verfügbarkeit von Daten reicht laut Balzer nicht aus. Er verwies auf Länder wie Dänemark – ein „Traum für Epidemiologen“ – das seit den 1960er-Jahren zentrale Register nutzt, oder Israel, das durch die sekundäre Nutzung von Gesundheitsdaten zum „medizinischen Start-up-Hub“ avanciert ist. Diese Länder zeigen, wie standardisierte und vernetzte Daten die Gesundheitsversorgung revolutionieren können.
Telemedizin und Robotik: Deutschland hinkt hinterher
In Deutschland hingegen bremsen organisatorische Hürden und technologische Defizite den Fortschritt. Die Anwendung innovativer Technologien wie Virtual Reality, Telemedizin oder robotikgestützter Chirurgie ist noch selten. „Hier liegen wir weit zurück“, kritisierte Balzer.
Er unterstrich, dass der Schlüssel zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in der sektorübergreifenden Nutzung vorhandener Daten und in standardisierten Prozessen liegt. Dazu bedarf es einer erhöhten Digitalkompetenz – sowohl bei Patient:innen als auch bei medizinischem Personal.
„Wir investieren viel in Gesundheit, aber erreichen im Vergleich zu anderen Ländern keine überdurchschnittliche Lebenserwartung oder signifikant weniger vermeidbare Todesfälle“, stellte er fest. Eine datengetriebene Gesundheitsversorgung habe das Potenzial, diese Defizite zu beheben und das System effizienter sowie patientenorientierter zu gestalten.
Die Konferenz endete mit einem deutlichen Appell an Politik und Gesundheitswesen, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen und die vorhandenen Daten effektiver zum Wohle der Patientinnen und Patienten einzusetzen.

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Felix Balzer ist Professor für Medical Data Science & Chief Medical Information Officer (IMI & CMIO) bei der Charité Universitätsmedizin in Berlin.
Quelle: www.charite.de