
KIS kommt aus der Cloud
- TRANSFORMERS.health
- Januar 13, 2024
- GLOBALE TRANSFORMATION
- cloudfeature
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Cloud-Lösungen für das Gesundheitswesen und die passenden Geschäftsmodelle befinden sich erst im Aufbau. Sie könnten zukünftig jedoch ein wichtiger Baustein sein, um hochwertige Daten qualitätsgesichert und strukturiert zu erfassen und zu prozessieren. Die Akzeptanz dafür wächst, doch Rechtsunsicherheiten müssen geklärt und das Repertoire an Skillsets in IT-Abteilungen erweitert werden. Antonia Rollwage hat diese Aspekte im Rahmen ihrer Masterarbeit anhand von Interviews mit CIOs untersucht.
Die Auswertung strukturierter Daten kann wesentlich zur Generierung neuer Erkenntnisse beitragen. Daten müssen daher von hoher Qualität sein und internationalen Standards entsprechen. Beispielsweise sind als Freitext dokumentierte Allergien informativ für medizinisches Personal, aber für automatisierte Warnungen oder Behandlungsunterstützung durch ein KIS unzureichend. Neue IT-Systeme werden zunehmend Cloud-basiert angeboten. Auch für KIS ist dies denkbar. Deshalb schätzen Krankenhaus-CIOs, dass sich in fünf bis zehn Jahren Cloud-basierte KIS vollumfänglich etabliert haben, sofern einige wichtige Voraussetzungen erfüllt sind.

Rechtsrahmen wird klarer
Der im Jahr 2018 erlassene US Cloud Act verpflichtet Cloud-Anbieter aus den Vereinigten Staaten, den US-Behörden Zugriff auf Kundendaten in ihren Rechenzentren zu gewähren. Die Kundinnen und Kunden können der Datenherausgabe nicht widersprechen. Da dies nicht DSGVO-konform ist, wurde das Privacy Shield-Abkommen vom EU-Gerichtshofs im Jahr 2020 außer Kraft gesetzt und der außereuropäische Datentransfer einschränkt. Das neue Data Privacy Framework der EU-Kommission soll nun einen vertrauenswürdigen Datenaustausch mit den USA ermöglichen.
Kompetenzfelder auf dem Weg in die Cloud |
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– Führungsstärke bei Transformation und Kulturwandel – Strategieentwicklung und -anpassung – Expertise in plattformbasierten Ökosystemen – Enterprise Architektur Management – Daten- und Prozess-Management – Partnermanagement – Interne und externe Kommunikation |
Auf nationaler Ebene muss der Rechtsrahmen ebenfalls klarer werden. So haben bis zuletzt Landeskrankenhausgesetze dafür gesorgt, dass Patientendaten nicht in der Cloud gehalten werden durften. Doch Dank der Neuregelung der Bayerischen und der Berliner Krankenhausgesetze können Patientendaten in der Cloud gespeichert und cloudbasierte Mehrwertdienste rechtssicher verwendet werden.
Entscheiderinnen und Entscheider in der Politik und im Gesundheitswesen sollten verstehen, dass die hohen Anforderungen an Cyber-Security mittlerweile selbst für große Krankenhäuser eine Herausforderung darstellen. Die großen Cloud-Anbieter hingegen verfügen über viel mehr Technologie. Sie schaffen es auch durch höhere Bezahlung und regelmäßige Weiterqualifizierung besser qualifiziertes Personal in ausreichender Anzahl zu
beschäftigen. CIOs gehen davon aus, dass patientenbezogene Daten bei Cloud-Providern sicherer aufgehoben sind als in den Krankenhäusern.
Neues Selbstverständnis der KH-IT
Die Cloud-Transformation eines Krankenhauses ist kein isoliertes IT-Projekt, sondern steht in ihrer Komplexität mit einem kompletten Neubau auf einer Stufe. IT-Abteilungen in Krankenhäusern werden dazu verstärkt mit klinischen Rollen zusammenarbeiten und sich deutlich prozessorientierter aufstellen müssen. Ihr Selbstbild entwickelt sich hin zu einem digitalen Service- und Technologiepartner.
Cloudnative KIS kommen aufgrund der knappen Personalsituation und der Notwendigkeit neuer Skillsets Krankenhäusern grundsätzlich entgegen. In den USA gibt es diese bereits, sowie Krankenhäuser, bei denen das Hosting der Anwendungen von großen Cloud-Infrastrukturanbietern übernommen wird. Im deutschen Markt beginnen wir gerade damit. Daher ist der Dialog zwischen Gesundheitseinrichtungen und Hersteller so wichtig: Krankenhäuser können nur KIS kaufen, die es auf dem Markt gibt. Deshalb müssen Krankenhäuser und Herstellern zusammenarbeiten, um Erwartungen, Anforderungen und technische Möglichkeiten zu klären.
Antonia Rollwage ist Referentin des Chief Digital Officers der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Vorstandsmitglied im BMC e.V. und hat Gesundheitsökonomie in Bayreuth und den USA sowie Digital Health am HPI studiert.