IT Standards im Gesundheitswesen – ein Schlüssel zur Patientensicherheit

Prof. Dr. Sylvia Thun leitet den Interpol Council. Quelle: Gematik

Die medizinische Welt steht an der Schwelle einer digitalen Revolution, angeführt von Expertinnen wie Sylvia Thun, Professorin für Digitale Medizin an der Charité in Berlin. Als Ärztin und Ingenieurin widmet sie sich vor allem der Entwicklung und Koordination von IT-Standards im Gesundheitswesen, eine Aufgabe von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit und Effizienz der Patientenversorgung.

Ein wichtiger Aspekt von Thuns Arbeit ist das Interop Council, eine zentrale Koordinierungsstelle für Gesundheitsdaten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass Daten nicht nur übertragen, sondern auch korrekt verstanden werden. Dies ist entscheidend, denn wie Thun betont, wäre es undenkbar, in ein Flugzeug ohne technische Standards zu steigen. Genauso unerlässlich sind Standards in der Medizin, insbesondere jetzt, wo der Umgang mit Patientendaten zunehmend digitalisiert wird.

Der Mangel an standardisierten Datenformaten kann zu schwerwiegenden Fehlern führen.

Ein klassisches Beispiel ist die fehlerhafte Übermittlung von Maßeinheiten in Labortests, was zu Fehlinterpretationen und somit zu falschen Behandlungen führen kann. Solche Fehler sind in Krankenhäusern, wo schnelle und präzise Entscheidungen über Leben und Tod entscheiden, absolut inakzeptabel.

Thun hebt hervor, dass in Deutschland noch viel zu tun ist, um solche Standards zu implementieren. Neben der Entwicklung einer elektronischen Patientenakte, die sowohl von Ärzten als auch von Patienten genutzt werden kann, sind klare Vorgaben des Gesundheitsministeriums erforderlich. Diese sollten festlegen, wie Softwareanbieter ihre Daten präsentieren müssen, wobei weltweit anerkannte IT-Standards zu beachten sind.

Mein Wunsch wäre es, dass die Daten der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland in qualitativ hochwertiger Art und Weise erhoben und weiterverarbeitet werden – und dass man einen direkten Nutzen sieht.

Prof. Dr. Sylvia Thun

Für Patienten bedeutet dies, dass ihre Daten nicht nur sicher, sondern auch sinnvoll genutzt werden, um die richtigen therapeutischen Entscheidungen zu treffen. Thuns Vision ist es, dass Bürgerinnen und Bürger Deutschlands Zugang zu qualitativ hochwertigen, sicher erhobenen und verarbeiteten Gesundheitsdaten haben. Eine solche Patientenakte würde nicht nur Einsicht und Kontrolle über die eigenen Gesundheitsdaten bieten, sondern auch deren Freigabe für Behandlungszwecke oder Forschungsprojekte ermöglichen.

Die Arbeit von Sylvia Thun und des Interop Councils ist somit ein wesentlicher Baustein für eine sicherere, effizientere und patientenorientierte Gesundheitsversorgung. Durch die Einführung und Einhaltung von IT-Standards in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen können Fehlentscheidungen vermieden, die Patientensicherheit erhöht und letztendlich Leben gerettet werden.